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Lesendes Mädchen
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Spaß am Lesen? Aber sicher!

Lieber lesen!

Lesen ist Abenteuer im Kopf. Du kennst den Spruch und hast vermutlich, so wie ich, in deiner Kindheit Bücher verschlungen. Dein Kind freut es aber gar nicht und elektronische Geräte bekommen von ihm viel mehr Aufmerksamkeit als Bücher? In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Tipps, wie dein Kind zur Leseratte wird – oder wie es das Lesen zumindest nicht mehr als Bürde empfindet. (P.S.: Es gibt auch ein paar Bonusinfos für Eltern legasthener Kinder!)

Lesen ist ein wichtiger Skill

Du weißt es und ich weiß es auch: Sinnerfassendes Lesen ist einer der wichtigsten Skills, den man sich in der Schule aneignet. Egal, wohin es einen später im Leben zieht – in die Berufsschule, in eine BHS, auf die Uni, in diverse Jobs – in Büchern, auf Websites, in Gebrauchsanleitungen und Handbüchern steckt viel Wissen. Man muss nur wissen, wie man es aus dem Papier oder dem digitalen Buchstabensalat herausfischt!

Lesen ist Abenteuer im Kopf

Kinder lieben Geschichten. Aber nicht alle Kinder lieben es zu lesen. Du kennst das vielleicht: Du hättest gerne, dass dein Kind mehr liest, aber stattdessen schaut es lieber YouTube Videos oder beschäftigt sich mit anderen interaktiven Dingen wie Computerspielen oder dem Smartphone. Bevor das jetzt falsch rüberkommt: Smartphones und Tablets können wunderbar lehrreich sein (und sogar das Lesen fördern – wie das geht, findest du heraus, wenn du weiterliest) und ich verwende sie selbst gerne im Unterricht! Wenn dein Kind motivierter ist, E-Books zu lesen, dann stelle ihm E-Books zur Verfügung. Vielleicht erkennt dein Kind aber auch bald von ganz allein, dass ein Buch aus Papier noch viel mehr zu bieten hat: Bücher haben einen Geruch, sie fühlen sich je nach Papier unterschiedlich an – ich finde, Bücher haben einfach viel mehr Charakter!

Mach Lesen zu einem positiven Erlebnis

Viele kennen das: Man musste für die Schule immer Buch xy bis Datum z lesen. Das hat wenig Spaß gemacht – und oft dazu geführt, dass man sich direkt die Zusammenfassung organisiert hat. Ich finde: Lesen soll Spaß machen! Wie du das hinbekommen kannst?

  • Wohlfühlfaktor Lesen
    Zuallererst schau, dass dein Kind sich beim Lesen wohlfühlt. Schafft gemeinsam einen Leseplatz, an dem auch wirklich nur gelesen wird. Dort kann vielleicht eine Lieblingsdecke oder ein großer Sitzpolster auf einen gemütlichen Lesenachmittag warten. Oder auch ein Stofftier. Wichtig ist: Überlege dir mit deinem Kind gemeinsam eine Wohlfühlecke – dann wird es sich dort gerne aufhalten!
  • Lies vor.
    Wenn es deinem Kind so geht wie mir – und vermutlich dir auch – dann genießt es die gemeinsame Zeit, in der ihm vorgelesen wird. Nimm dir diese Zeit so oft wie möglich und beginne damit ganz früh. Auch wenn dein Kind vielleicht noch nicht die Geschichten versteht, legst du schon die Basis für ein liebgewonnenes Ritual, das euch die ganze Kindheit über begleiten und an das sich dein Kind auch später noch gerne zurückerinnern wird. Und mach es solange es deinem Kind Freude macht, denn: Dein Kind kann nicht zu alt werden fürs Vorlesen. (Denk mal darüber nach: Hörbücher generieren weltweit einen Jahresumsatz von mehreren Milliarden Euro – der beste Beweis, dass sogar Erwachsene es noch lieben, Geschichten vorgelesen zu bekommen!)
  • Lass dein Kind entscheiden.
    Du kennst das vielleicht: Wenn du etwas bestimmtes tun musst, dann freut es dich so ü-ber-haupt nicht. Deinem Kind geht es ähnlich. Deswegen: Lass dein Kind entscheiden, was es lesen möchte – auch wenn es dir vielleicht nicht immer altersgerecht erscheint. (Natürlich innerhalb gewisser Grenzen: Albträume auslösende Horrorgeschichten oder das Kamasutra haben natürlich nichts im Kinderzimmer verloren! ;-)) Dein Kind ist erst 7, will aber schon Harry Potter lesen? Wenn es das Gefühl hat, dass es schon so weit ist, dann gib ihm die Chance. Im schlimmsten Fall liegt das Buch ein paar Jahre im Regal, bevor es letztlich doch gelesen wird! Dein Kind ist 16, will aber ein Lustiges Taschenbuch lesen? Auch kein Problem – für mich waren das Mickey Maus Heft und das Lustige Taschenbuch die perfekte „Einstiegsdroge“ in die Welt der erzählten Geschichten! Dein Kind interessiert sich gar nicht für Geschichten? Es gibt auch tolle Sachbücher!
  • Nutze den Instinkt deines Kindes.
    Kinder wissen meistens ganz gut, wie lange sie es schaffen, sich zu konzentrieren. Gerade am Anfang ist es okay, wenn dein Kind schon nach kurzer Zeit nicht mehr lesen möchte. Jedes Kind hat ein anderes Tempo. Versuche einfach, nach und nach die Lesezeit zu verlängern – ohne Druck oder Stress. (Du erinnerst dich: Wir wollen die Lesezeit positiv besetzen! ;-))
  • Belohne dein Kind für sein Engagement.
    Gerade ganz am Anfang, wenn dein Kind das Lesen noch nicht so lustig findet, kannst auch mit einem Lesepass arbeiten: An jedem Tag, an dem dein Kind liest, bekommt es einen Stempel auf seinen Lesepass. Nach 10 Stempeln geht ihr gemeinsam Eis essen oder was auch immer ihr euch sonst vorher ausgemacht habt! Wichtig: Belohne dein Kind für sein Engagement und nicht so sehr für das Ergebnis. Stemple jeden Tag, an dem dein Kind liest, ab – unabhängig davon, ob es gut war oder nicht so gut. So bleibt dein Kind motiviert und lernt, dass sich harte Arbeit auszahlt!

Motivationsfaktor Gemeinschaft beim Lesen

Menschen sind soziale Wesen – und das gilt inbesondere auch für Kinder. Schaffe gemeinsame Lesezeit in der Familie – ein-, zweimal pro Woche sind schon genug – und zwar am selben Tag und immer in etwa gleich lange. In dieser Zeit trifft sich die ganze Familie im Wohnzimmer, im Garten, auf dem Balkon oder wo ihr es sonst gemütlich habt – und jede*r liest! Das schafft nicht nur klare Strukturen für dein Kind, sondern signalisiert ihm auch, dass viele Leute gern lesen. (Du erinnerst dich in diesem Zusammenhang vielleicht an mein Posting über Accountability.) Wichtig: Es müssen dabei nicht alle dasselbe lesen, sondern jede*r das, was ihr / ihm Freude macht und: E-Book-Reader oder Tablets sind ausdrücklich erlaubt – solange sich alle daran halten, dass darauf nur gelesen wird. Der positive Nebeneffekt: Das regelmäßige Lesen mit deiner Familie entschleunigt das Leben und trainiert die Gehirne aller, die mitmachen.

Was laut einem Vortrag von Dr. Martin Schöfl von der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich ebenfalls stark motiviert ist das Lesen mit älteren Kindern. Warum? Vielleicht erinnerst du dich selbst an deine Kindheit: Größere Kinder – ganz besonders Jugendliche – sind einfach unheimlich cool. Und wenn die lesen – und noch dazu mit jüngeren Kindern – dann müssen Bücher richtig cool sein! [Mehr darüber erfährst du in diesen wissenschaftlichen Artikeln: 1, 2]

Lesen schafft Gesprächsthemen

Am Ende jeder Lesestunde (oder wie lange ihr lesen möchtet), sprich mit deinem Kind über das Gelesene. Vielleicht gibt es etwas, das dein Kind besonders aufgewühlt, überrascht oder beeindruckt hat und worüber es gerne nochmal sprechen möchte. Wenn du mit deinem Kind über das Gelesene sprichst, förderst du zudem das Leseverständnis. Hilfreich kann auch ein Lesetagebuch sein: Dein Kind kann hier Datum, Uhrzeit, Inhalt des Gelesenen und wie es ihm mit dem Lesen ergangen ist festhalten. Das hilft deinem Kind ebenfalls beim Verarbeiten des Gelesenen und verschafft dir einen langfristigen Überblick über seinen Fortschritt.

Spaß am Lesen trotz Legasthenie

Dein Kind hat Legasthenie oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche? Keine Sorge – es kann trotzdem Spaß am Lesen entwickeln! Die Tipps des ganzen Artikels kannst du auch auf legasthene Kinder anwenden. Gleichzeitig gibt es ein kostenloses Angebot für alle legasthenen Kinder, das ich dir sehr ans Herz legen möchte: Das Projekt Buchknacker stellt euch kostenlos E-Books und Hörbücher zur Ausleihe zur Verfügung. So können deine Kinder die Wörter gleichzeitig sehen und hören! Die Voraussetzung für einen solchen Zugang ist ein Gutachten, aus dem klar hervorgeht, dass dein Kind legasthen ist. Solltest du den Verdacht haben, dass dein Kind legasthen ist, kannst du jederzeit bei uns einen Legasthenie-Test buchen – ruf einfach an und mach dir einen Termin aus!

Die wichtigsten Tipps im Kurzüberblick

  • Mach das Lesen zu einem positiven Erlebnis für dein Kind.
  • Lass das Kind in seinem Tempo Spaß am Lesen entwickeln.
  • Gehe auf die Wünsche und Interessen deines Kindes ein.
  • Schaufelt euch gemeinsam Lesezeit frei – ein bisschen Entschleunigung tut dir vielleicht genauso gut wie deinem Kind!
  • Feiere das Engagement deines Kindes mehr als seine Erfolge.
  • Habt Spaß!

 

Alles Liebe und viel Spaß beim Lesen

Deine Theo

 

 

Du brauchst Buchempfehlungen? Weitere Tipps? Oder möchtest du einen Legasthenie-Test mit deinem Kind machen?  Schreib mir gerne auf Signal (+43 / 660 / 32 59 287), Telegram, Instagram (@dodos_denkwerkstatt) oder Snapchat (@dodosdenkw) – oder ruf einfach an! Coachings und Tipps gibt es bei mir via Zoom für alle Eltern weltweit oder offline in 2560 Berndorf (Österreich).

 

Lesestoff für dich: Die Quellen zu diesem Artikel

[1] Keith J. Topping * & Angela Bryce (2004) Cross‐Age Peer Tutoring of Reading and Thinking: Influence on thinking skills, Educational Psychology, 24:5, 595-621, DOI: 10.1080/0144341042000262935

[2] Charles R. Greenwood (1991) Classwide Peer Tutoring: Longitudinal Effects on the Reading, Language, and Mathematics Achievement of At-Risk Students, Journal of Reading, Writing, and Learning Disabilities International, 7:2, 105-123, DOI: 10.1080/0748763910070203

Theo ist die Gründerin von Dodos Denkwerkstatt, studierte Publizistin, ehemalige Biologin und Potterhead. Ihre große Leidenschaft ist es, Menschen Freude am Lernen und am Denken zu vermitteln.